Avalokiteshvara – Chenrezig
„Das Allumfassende Mitgefühl“ Avalokitesvaras soll allen Wesen helfen in Einklang mit ihrem Sein zu kommen. Es wird ihm die Kraft zugesagt, in allen Bereichen beim Überwinden von Leid und Schmerz zu helfen. Größte Bedeutung hat er als Schutzgottheit Tibets.
Avalokiteshvara Erscheinung
Namensbedeutung: Ishvara (Herrscher) Avalokita (wahrnehmen), Loka (Welt), Svara (Klang, Ton)
Kurzformen: Lokeshvara und Lokanatha.
Avalokiteshvara ist der Bodhisattva des Mitgefühls und er hat ständig alle Lebewesen im Blick. Sein Beiname lautet, der der niemals die Augen schließt. Er ist „der in Mitleid herabschauende Herr“, die Verkörperung tätiger Barmherzigkeit und gilt als Retter und Beschützer in Gefahren. Im Lotus-Sutra ist seine Funktion als Retter aller Wesen beschrieben.
Laut Legende sitzt er auf dem Berg Potalka und erhört alle Gebete, die an ihn gerichtet werden. Weiter wird in der Schrift Mani Kabum geschrieben, das Buddha Shakyamuni Avalokiteshvara beauftragt habe, den Buddhismus nach Tibet zu bringen, um die Tibeter aus der barbarischen Dunkelheit zu führen. Er ist der Schutzherr der Tibeter.
Chenrezig
Chenrezig ist die tibetische Form des Avalokiteshvara, eine Manifestation des Meditationsbuddha Amitabha und eine seiner vielen Erscheinungen. Entsprechend der Drei Körperlehre stellt Amitabha den Dharmakaya dar, Avalokitesvara den Sambhogakaya und der historische Buddha Shakyamuni den Nirmakaya.
Bodhisattva
Avalokiteshvara gehört zu den acht Bodhisattvas die bereits die zehnte Stufe auf dem Weg zur Erleuchtung erreicht haben und kurz vor der Buddhaschaft sind. Laut Mahayana wirken sie fortwährend aus dem transzendenten Reich des Sambhogakaya in unserer Welt. Sie können verschiedene Emanationen einnehmen.
Für die Mahayana-Buddhisten ist er die wichtigste Gottheit. Als transzendenter Bodhisattva kann es sich über die Naturgesetze erheben ohne Beschränkung von Raum, Zeit und Materie. Karuna (Mitgefühl) ist von seinen Eigenschaften als Bodhisattva am stärksten aus geformt und hilft allen Wesen bei der Befreiung aus dem Samsara und ihrer Unwissenheit (Avidaya).
Dalai Lama
Der fünfte Dalai Lama bezeichnete sich und seine Vorgänger (und Nachfolger) als Reinkarnation von Avalokiteshvara. Er ist als Dalai Lama auch das geistig–weltliche Oberhaupt Tibets.
Er ist die Verkörperung des wohl bekanntesten tibetischen Mantras „Om Mani Padme (Peme) Hum“.
Ikonographie von Avalokiteshvara
108 Formen sind im Mahayana von ihm vorhanden. Seine Erscheinungsformen sind unzählig je nach Situation.
Der Avalokiteshvara wird sitzend meist vierarmig dargestellt in einer sehr seltenen Form auch zweihändig. In seiner stehenden Form wird er mit 11 Köpfen und tausendarmig mit einem Auge in jeder offenen Handfläche dargestellt.
Simhanada-Lokeshvara (der mit dem Löwengebrüll (seng ge sgra))
In der Abbildung mit dem Löwen ist er Arzt und insbesondere Heiler von Lepra. Er sitzt auf dem Löwen, mit drittem Auge auf der Stirn, um die Krankheitsursachen zu erkennen. Über der Schulter hängt ein Gazellenfell. Seine Attribute sind ein flammendes Schwert zur Tötung der krankmachenden Dämonen, eine Schale für die Medizin, und ein Lotus (Reinheit) sowie die Schlange. Er wird der mit der Löwenstimme genannt. Ein Hinweis auf die Legende, dass ein Löwe einst totgeborene Junge mit seinem Gebrüll zum Leben erweckte. So ruft Avalokiteshvara als Arzt Kranke ins Leben zurück.
Sadaksari-Lokeshvara
Die am häufigsten dargestellte Form Avalokiteshvaras ist Sadaksari-Lokeshvara und bedeutet der, dessen Mantra sechs Silben (sad-aksara) umfasst: OM MANI PADME HUM
Er ist der vierarmige Avalokiteshvara, dieser wird auch Kharcheri genannt. In seinen beiden erhobenen Armen hält er in der rechten Hand eine Akshamala (Gebetskette) mit 108 Perlen und in seiner linken Hand eine voll erblühte Lotusblume. Die anderen zwei Hände erhebt er vor der Brust im Namaskara Mudra, der Geste des Gebets in seinen gefalteten Händen hält er das Juwel (Cintamani) als Zeichen der Weisheit. Das Juwel wird auf Thangkas oft als blauer Kristall dargestellt. Er nimmt den geschlossenen Lotussitz (Padmasana) ein. Auf seinem Kopf sitzt die fünfzackige Krone und darüber eine kleine Abbildung Amitabhas.
Sahasrabhuja-Lokeshvara
Sahasrabhuja-Lokeshvara ist die stehende Darstellung mit elf Gesichtern und tausend Armen von Chenrezig. Er hat genügend Hände, um überall einzugreifen und Leiden zu lindern. Auf seinen Handflächen befindet sich je ein Auge, damit kein Wesen dem Großen Mitgefühls (Mahakaruna) entgeht.
Ekadasa-Mahakarunika Lokeshvara
Das allumfassende Mitgefühl (Mahakaruna) verkörpert er in der stehenden, elfgesichtigen Form als Ekadasa-Mahakarunika Lokeshvara.
Amoghapasa-Lokeshvara
Amoghapasa-Lokeshvara bedeutet der, dessen Fangschlinge bedeutungsvoll ist (don yod zhags pa).
Hier ist er achtarmig und stehend auf einem Lotus mit fünfblättriger Krone, Gazellenfell (als Zeichen des Mitgefühles), und Schmuck abgebildet. Seine Hände sind mit den Gesten und Attributen zur Abwehr von Dämonen und Verkündung der Weisheit ausgestattet. Mala, Schlinge, Gewährungsgeste, Darlegungsgeste, Buch Dreizack, Lotus und Kalash mit Amrita.
Amoghapsa wird auch mit drei Gesichtern und anderen Attributen abgebildet, auch dreigesichtig mit vier Armen und sitzend.
Kamandalu-Lokeshvara
In der Abbildung als Kamandalu-Lokeshvara hält Chenrezig eine kleine Kanne, die mit Amrita oder Juwelen gefüllt ist. Stehend in der Tribhanga-Pose (Ausfallschritt) mit sechs Armen. Mit Pfeil und Bogen ausgestattet zum Vertreiben von Gleichgültigkeit gegenüber der buddhistischen Lehre. Weitere Attribute sind Vajra und Ghanta und der Diskus (Cakra).
Dharmadatu-Lokeshvara
Lokeshvara stehend mit 2 Händen und fünfblättriger Krone mit Gazellenfell. Die rechte Hand angehoben und nach vorne offen, offenbart sie das Absolute (Dharmadhatu).
Padmapani – Lotusträger (phyag na padma)
Die älteste Darstellungsform Avalokiteshvaras, stehend zweiarmig als Erlösungshelfer getragen von Mahakaruna. Er wird als junger Mann mit weiblichem Ausdruck und fünfzackiger Krone gezeigt und mit einem Lotus in der linken Hand.
Halahala-Loketishvara
Herr des Giftes, er schützt hier vor Vergiftung. Halahala ist ein mächtiges Gift, das bei der Quirlung des Milchmeeres entsteht. Er wird dreigesichtig oder dreiköpfig dargestellt und mit dem dritten Auge auf der Stirn. Sein rechtes Gesicht ist blau vom Gift, sein linkes rot vor Zorn, sein mittleres weiß wegen seines wahren Charakters der Gleichmütigkeit. Attribute sind Pfeil und Bogen, Mala und seine Yogini Gita.
Weitere Namen Avalokiteshvara
Name | Bedeutung |
---|---|
Khasapana | der durch die Luft gleitet |
Cintamati-Cakra | Wünsche erfüllendes Rad |
Gagana Raje | König des Raumes |
Jinasagara | Meer der Sieger |
Pramardin | der mit er Vajra-Existenz zerstört |
Mantra
Om Mani Padme Hum
Die Verwendung von Avalokiteshvaras Mantras ist seit dem 1. Jh. belegbar: OM! Oh Juwel im Lotus! HUM!
OM und HUM stehen für Anfang und Ende.
Juwel ist das Absolute, das vom Lotus (Reinheit Chenrezig) umschlossen ist.
Quellennachweise
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