Thangka Malerei Buddha Gesicht Zeichnen
Buddhistische Lehre - Dharma

Thangka Herstellung

Die tibetischen Rollbilder werden in den Thangka-Schulen nach streng rituellen Vorschriften gemalt. Die Anweisung dazu kommt von Buddha Gautama selbst. Er hält diese Anleitungen für die Voraussetzung ein sakral wirksames Bild zu erhalten.

Wie wird ein Thangka hergestellt?

Maler und Materialien unterliegen diesen strengen Vorgaben der Wissenschaft der buddhistischen Thangkamalerei. Das Wissen um die geometrischen Anordnungen und ihre Techniken der Umsetzung bedarf geschulter Künstler.

Leinwand

Thangkas werden in der Regel auf Canvas (Leinwand aus Baumwolle oder Leinen) gemalt. Die Leinwand wird in lauwarmes Wasser mit einem Gemisch aus Kreide, Leim und Zitronensaft getaucht und auf einen Rahmen aus Holz oder Bambus gespannt. Nach dem Trocknen wird die Oberfläche zum Glätten mit einem Stein abgeschliffen.

Ikonometrie

Bevor der Maler die Figur auf die Leinwand skizziert, teilt er die Leinwand in ein exaktes Gitter ein bestehend aus senkrechten, waagrechten und diagonalen Linien, eingefasst von den vier Außenseiten. Danach wird die Hauptachse (Brahma-Line) aufgetragen, die die senkrechte Mittellinie darstellt.

Für einen stehenden Buddha nahm der Gelehrte Thubten Legshe Gyatsho zum Beispiel 125 kleine Einheiten (vom Lotussockel bis zum Usnisa – Buddhas Erhebung am Hinterkopf).
Die Abmessungen beziehen sich auf die Gesichtslänge, Handspanne und Fingerbreite, als Einheit (Sor). Die Maßeinheiten sind 4, 8, 12 oder 108 Sor, die auf die Zusammenhänge Mensch und Universum hindeuten sollen.

Malvorgang

Erst jetzt beginnt die Platzierung der Figuren im Zentrum mit Bleistift, danach wird die Linienführung mit einem feinen Pinsel in schwarzer Farbe aufgetragen. Als nächstes wird der Hintergrund gemalt, dann die Kleidung der Figur, später der Körper, das Gesicht und zum Schluss die Augen. Den Zeitpunkt, an welchen die Augen gemalt werden, bestimmt ein tibetischer Astrologe. Die Augen geben dem Thangka die letzte Vollkommenheit.

Im Zentrum des Bildes befindet sich die Hauptfigur, um die Gottheit herum werden seine Begleiter in kleinerem Maßstab angeordnet. Geschichten aus seinem Leben werden im oberen Teil des Bildes platziert und sind oft Inkarnationen der dargestellten Gottheit. Im unteren Teil werden oft die Schutzgötter des Dharmas, Heruka-Götter (Bluttrinker) oder Opfergaben dargestellt.

Thangka Malerei in Kathmandu

 

Welche Farben werden verwendet?

Die Farben zum Bemalen wurden aus Mineralien, Metallen und Pflanzen hergestellt, die im Himalaya zu finden waren. Da dies sehr aufwendig war, werden heute importierte Farben benutzt. Wasserlösliche Pigmentfarben werden mit feinen Pinselstrichen auf der Leinwand aufgetragen.

Welche Thangka-Maler gibt es?

Früher waren die Maler Gelehrte des Dharmas. Sie gründeten Thangka-Schulen und unterwiesen Mönche in der buddhistischen Wissenschaft der Malerei. Mittlerweile werden Thangkas auch von Malern und Malerinnen außerhalb der Klöster angefertigt.

An einem Rollbild arbeiten verschiedene Künstler. Jeder Arbeitsschritt wird von einem anderen Maler durchgeführt. Ein Maler skizziert, der nächste malt nur Figuren, der andere nur Blumen, usw.

One-hand Paintings

Es gibt aber auch die sog. „One-hand Paintings“ an denen nur ein Künstler arbeitet. Diese sind in der Regel sehr gute Maler mit einer besonders sicheren Pinselführung. Das sind überwiegend die Gemälde von gehobener Qualität und was sich auch im Kaufpreis wiederspiegelt.

Künstlerische Freiheit

Dem Künstler sind nur wenig künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten erlaubt, da er streng nach dem Maßsystem arbeiten muss. Er hat und die strengen Vorgaben der Ikonographie und Ikonometrie für buddhistische Abbildungen einzuhalten. Bei der Anfertigung eines sakralen Bildes steht der Künstler im Hintergrund. Entsprechend der buddhisitschen Lehre kann der Maler jedoch sein Karma durch eine gelungene Abbildung der Buddha-Natur positiv beeinflussen.

Die künstlerische Freiheit wird mittlerweile weiter ausgelegt als früher, es finden sich mehr „moderne“ Thangkas in den Läden zum Verkauf, die mit aktuell gefälligen Farben in „esoterischen Designs“ gemalt werden.


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Quellennachweise

Först, Hans: Tibet: Feste und Zeremonien, Weishaupt, 2003

Hügel, Villa: Tibet: Kloster Öffnen Ihre Schatzkammern, Hirmer Verlag, 2006

Rhie, Marilyn M. & Thurman, Robert A. F.: Weisheit und Liebe. 1000 Jahre Kunst des tibetischen Buddhismus, DuMont Reiseverlag, 1996

Bunce, Frederick W.: Yantras of Deities and Their Numerological Foundations: An Iconographic Consideration, D.K. Print World, 2001

Chandra, Lokesh: Tibetan Art, Konecky & Konecky, 2010

Jackson, David Paul & Jackson, Janice A.: Tibetan Thangka Painting: Methods & Materials, Snow Lion Publications, 2006

Klimburg-Salter, Deborah E. & Luczanits, Christian: Tabo: A Lamp for the Kingdom, Skira, 1997

Samten, Acarya Ngawang: Manjusri, An exhibition of Rare Thankas, Central Institute of Higher Tibetan Studies, 1986