Thangkas – buddhistische Rollbilder
Thangkas sind Bilder mit buddhistischen Motiven zur Wissensvermittlung und Kontemplation. Die tibetischen Rollbilder erfreuen sich mittlerweile auch bei uns großer Beliebtheit.
Was ist ein Thangka?
Der Thangka ist ein buddhistisches Rollbild, ob gemalt, gestickt, gewebt oder geklebt.
T’ang ka – tibetisch übersetzt für das, was man aufrollt
Für die buddhistischen Wandbilder gibt es bei uns unterschiedliche Schreibweisen wie Thangka, Tangka, Thanka oder Tanka.
Wo gibt es Thangka?
Im Laufe der letzten zwei Jahrtausende entwickelten sich verschiedene Stilrichtungen entsprechend ihrem geographischen Ursprung. Die heiligen Bilder fanden ihre Verbreitung im gesamten tibetischen-buddhistischen Kulturraum, in Tibet, Nepal, Ladakh, Mongolei, China und Bhutan.
Warum hängt man einen Thangka auf?
Der Inhalt des Thangkas stellt immer Aspekte der buddhistischen Lehre dar und lässt uns diese visuell erfassen. Den Bildern wird hohe Ehrfurcht erwiesen, da sie den Sitz der jeweiligen Gottheit oder Manifestationen verschiedener Aspekte der Lehre Buddhas darstellen.
Die Lehre (Dharma) wird auf den Rollbildern festgehalten, um sie allen sichtbar zu machen.
Das Ziel ist die wahre Buddha-Natur beim Betrachten des Bildes zu erkennen. Die menschlichen Proportionen nach den buddhistischen Regeln darzustellen, bedeutet einen Schöpfungsprozess anzustoßen, der die Form eines vollendeten Buddhas hat.
Thangkas sind ein wichtiges Hilfsmittel zur Kontemplation und Meditation für den Praktizierenden.
Der Thangka findet nicht nur bei Ritualen und Zeremonien seine Verwendung, vielfach wird er dekorativ verwendet und vermittelt im Alltag dem Betrachter die philosophische Bedeutung, die hinter seiner Darstellung steht.
Der Thangka kann als kleines Rollbild im Reiseschrein mitgeführt werden, in unseren Wohnräumen aufgehängt werden oder in Klöstern gezeigt werden, um uns Schönheit und Inhalt der buddhistischen Ikonographie vor Augen zu führen. Manche Thangkas werden nur zu speziellen, rituellen Zeremonien gezeigt und nach dem Ritual wieder verhängt, meist aber dient der Vorhang zum Schutz des Bildes vor Umwelteinflüssen bei Lagerung oder Transport.
Seit wann gibt es Thangka?
Die ältesten bildlichen buddhistischen Darstellungen fanden sich in den Ajanta Höhlen in einer Tempelanlage in Maharashtra (Indien), sie wurden in die Felsen geschlagen. Die älteste Tempelhöhle geht bis ins 2. Jh. v. Chr. zurück. Die Höhlen wurden verputzt und aufwendig mit Darstellung aus dem Leben Buddhas bemalt.
Als im 8. Jahrhundert die ersten Klöster in Tibet entstanden, wurden heilige Bilder an Wände und Decken gemalt. Die ältesten Gemälde, die eindeutig tibetischen Ursprungs sind, finden sich auf der Route der Seidenstraßen in den Dunhuang Grotten. Die Höhlen befinden sich in West China, doch gehörte das Gebiet im 8. Jh. zum tibetischen Hoheitsgebiet.
Die ältesten Funde von buddhistischen Gemälden auf einer Leinwand datieren ins 11. Jh. zurück.
Aus dieser Zeit gibt es Thangka-Malereien aus Zentraltibet, die zu den bedeutendsten Kunstwerken der tibetischen Kunst gerechnet werden (Fundorte: Jokhan-Tempel in Lhasa und in Khara Khoto).
Im Metropolitan Museum of Art in New York kann man etliche alte Thangkas sehen.
Wie groß sind Thangkas?
Thangkas gibt es in den unterschiedlichsten Größen, von kleinen Reisebildern bis hin zu riesigen Tempel-Thangkas.
Die kleinsten sind die sogenannten Tsakli Heiligenbilder, die so klein waren, dass sie in einem Reiseschrein – dem Gau – mitgeführt werden konnten. Die Tsakli wurden meistens in Sets produziert und dienten den Mönchen in Initiationsritualen. Auf Holzpflöcken angebracht, wurden sie zum Beispiel bei einem neuen Klosterbau zum Abstecken des Areals genutzt, um so den Schutz der Götter zu erlangen.
Beispiele von Tsaklis aus dem 15. Jahrhundert im Metropolitan Museum of Art in New York.
Gewöhnlich haben die Thangkas eine Bildgröße von 20 cm – 40 cm in der Breite und sind 40 cm – 70 cm hoch. Sie werden in der Regel in einen Brokatrahmen mit Vorhang gefasst.
In Tibet gab es einige Klöster mit haushohen Thangkas, diese wurden aber nur zu speziellen Anlässen gezeigt. Für Klöster und buddhistische Institute werden auch sehr große Rollbilder angefertigt. Der größte Thangka ein Gos-Sku (großer Thangka) befindet sich im Potala Palast in Lhasa mit einer Abmessung von 56 x 47 Meter aus der 5. Dalai Lama Periode.
Welche Motive für Thangkas gibt es?
Thangkas haben unterschiedliche Bedeutungen entsprechend ihrer Darstellungen:
Buddhas und Bodhisattvas
Bodhisattvas erinnern die Meditierenden an ihre Gelübde zur Überwindung von Gier, Hass und Verblendung zum Wohle aller Lebewesen.
Dhyani-Buddhas – Meditationsbuddhas
Meditationsbuddhas helfen den Praktizierenden bei ihren Visualisierungen. Bilder von Buddhas verweisen auf seine Lehre oder stellen historische Abschnitte seines Lebens dar.
Dharmapalas – Schutzgottheiten
Schutzgottheiten haben eine helfende und schützende Funktion für die buddhistische Lehre. Padmasambhava hat feindliche Dämonen unterworfen und sie zu Hütern des Dharmas gemacht.
Mandalas
Das Mandala (wörtlich – Kreis) hat vier Ausbuchtungen für die Himmelsrichtungen. Das Mandala kann kreisförmig oder quadratisch gemalt sein. Es kann auf den Aufbau des gesamten Universums wiedergeben und dient zur visuellen Erfassung der buddhistischen Lehre.
Dharma Illustrationen (Rad des Lebens)
Wheel of Life – Das Rad des Lebens zeigt die unterschiedlichen Existenzformen der Lebewesen auf dem Weg zur Buddhaschaft.
Lamas
Zu Ihren Ehren und Erinnerung wurden Rollbilder angefertigt. Lama – tibetisch Bla-ma /im Sanskrit – Guru – ist ein Lehrer, der Schüler in den buddhistischen Wissenschaften unterrichtet.
Yantras
Yantras sind abstrakte Diagramme bestehend aus geometrischen Formen, Zahlen und Sanskrit Buchstaben. Sie repräsentierten das Vollkommene mittels geometrischer Formen.
Wie ist ein Thangka aufgebaut?
Hochrangige Lamas stellten ab dem 11. Jh. genaue Regeln für die Proportionen, Haltung, Attribute und Farbgebung der tibetischen Thangkas auf. Damit soll die Vollendung der künstlerischen Form wiedergegeben werden. Diese Richtlinien sollen die Darstellung Buddhas als ideale und transzendente Gestalt gewährleisten.
Die vorgegebenen Strukturen der Anordnung und der Größe (thig tshad) der Motive in der Kunst des Buddhismus macht diese zur buddhistischen Wissenschaft (rig gnas). Zu diesen Wissenschaften zählen auch die Heilkunde, Grammatik, Poesie und Astrologie.
Welche Thangka-Schulen gibt es?
Die frühen Thangka Bilder weisen drei Traditionen auf beeinflusst von den Nepal-, Magdhan- und Kashmir- Malerei. Diese Malstile haben sich unabhängig voneinander weiterentwickelt und führten zu unterschiedlichen Kunst-Schulen.
Die erste Thankga-Schule war Sam-thang, genannt nach dem Geburtsort vom Kunstmaler Sman-lha-don-grub-rgya-mtsho, er verbesserte die Standards und entwickelte die Schule weiter zur sogn. Sman-bris Schule.
Die zweite Schule Mkhan-bris des Künstmalers Khyen-tse-Chen-mo war aus der Gegend von Gan-gkar-sgan-stod und entstand zeitlich nach der ersten Schule.
Die dritte Schule Sma-gar aus dem 17. Jh. war in der Provinz Tsang ansässig, sie entwickelte den Stil Sman-bris weiter zu Sma-gar bzw. New Sman-bris. Der Gründer war Sprul-sku-nam-mkba-bkra-sis, sein Stil war vom chinesischen Thankga-Stil beeinflusst, seine Hintergrund-Malereien waren dem Zihu-than Stil ähnlich.
Die vierte Schule Sgar-bris entstand aus der Sma-bris Schule. Zwei bekannte Künstler waren Chos-rje-bkra-sis und Kar-sod-karma-bkra-sis. Sman-bris und Sman-gsar, waren berühmte Thangka-Schulen vor allem in Westtibet.
Die vierte Schule setze sich weitgehend durch, aber alle diese Schulen hielten sich strikt an die Ikonometrie und Ikonographie entsprechend der buddhistischen Wissenschaften. Der Künstler selbst bleibt in der Regel anonym, seine Fähigkeiten sind aber in den Landschaften des Hintergrunds und der Ausfertigung der Ornamentik zu erkennen.
Welche Thangka-Malstile gibt es?
Stilistische Vergleiche informieren über die verschiedenen Ausprägungen der lokalen Herkunft eines Thangkas. In Westtibet (Schule von Gu-ge, Man-an, Ita-bo) wurde anders gemalt als in Zentraltibet. Die verschiedenen Malstile haben sich im Laufe der Zeit angenähert und beeinflussten sich wechselseitig.
Zentraltibet
Die zentraltibetischen Darstellungen mit sanften Kurven in der Pinselführung und eleganter Einfachheit, zu erkennen z.B. an der Zurückhaltung bei der Schmuckdarstellungen, unterscheiden sich von westtibetischen Malerein.
Im Stil sind sie ähnlich der Malereien aus den Kloster Tabo (früher Westtibet, heute Nordindien im Spiti Tal), das 996 gebaut wurde, jedoch nicht so kräftig in der Linenführung des Pinsels.
Westtibet
Die westtibetischen Malereien sind mit feineren Details ausgestattet und ist in seinem Stil der kaschmirischen Line treu. Die Wandmalereien aus der Zeit Con-k’a-pa in Ita-bo stehen auch unter dem Einfluss nepalesischer Malereien.
Südtibet
Der bunte, farbenprächtige Malstil Nepals findet sich auch in Malereien Südtibets wieder.
Indien, Nepal und China
Indo-nepalische Elemente finden sich in der Wandmalerei verschiedenen Klöstern in Tsang und im Sakyapa-Kloster. Aus dem Citra-Sutra des im 7. Jh. entstand das Vishnudharmottra-Purana und gibt Texte zur Bildgestaltung wieder, die auch in Nepal bereits bekannt waren. Früh begann die nepalesische Tradition, das Künstler nach Tibet gingen, um bereits die ältesten Gemälde und Statuen herzustellen. Die Farben sind lebendig, die Darstellung der Figuren elegant und fast dreidimensional. Ein Beispiel ist die Grüne Tara (13.Jh.) zu sehen im Cleveland Museum of Art.
Der chinesische Einfluss auf die Thangka-Malerei wird sichtbar in den Schutzgottheiten des 8. Jh., ihre Darstellung war zu dieser Zeit sehr beliebt.
Ein besonders gut erhaltener Thangka findet sich im Los Angeles County Museum:
Welche Thangkas gibt es bei Buddhapur?
Wir beziehen unsere Thangkas aus zwei verschiedenen Werkstätten in unterschiedlichen Qualitäten. Unter Herstellungs-Filme können Sie einen Überblick über die Produktion erhalten. Zum Einkaufen von tibetischen Rollbildern in unterschiedlichen Formaten, Leinwänden, Qualitäten und Motiven besuchen Sie unseren Online-Shop.
Filme über Herstellung
Quellennachweise
Först, Hans: Tibet: Feste und Zeremonien, Weishaupt, 2003
Hügel, Villa: Tibet: Kloster Öffnen Ihre Schatzkammern, Hirmer Verlag, 2006
Rhie, Marilyn M. & Thurman, Robert A. F.: Weisheit und Liebe. 1000 Jahre Kunst des tibetischen Buddhismus, DuMont Reiseverlag, 1996
Bunce, Frederick W.: Yantras of Deities and Their Numerological Foundations: An Iconographic Consideration, D.K. Print World, 2001
Chandra, Lokesh: Tibetan Art, Konecky & Konecky, 2010
Jackson, David Paul & Jackson, Janice A.: Tibetan Thangka Painting: Methods & Materials, Snow Lion Publications, 2006
Klimburg-Salter, Deborah E. & Luczanits, Christian: Tabo: A Lamp for the Kingdom, Skira, 1997
Samten, Acarya Ngawang: Manjusri, An exhibition of Rare Thankas, Central Institute of Higher Tibetan Studies, 1986